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Georg Rosenthal beim Rollentausch im Altenbetreuungszentrums (ABZ) Heiligkreuz in der Zellerau

Unter dem Motto „Rollentausch“ luden bayernweit soziale Einrichtungen, zwischen dem 23. April bis 02. Mai, Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zu einer Hospitation ein. Die Aktion wurde durch das Forum Soziales Bayern ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Gästen einen kurzen Einblick in den Arbeitsalltag zu geben und auf die Probleme sozialer Einrichtungen, Klienten bzw. Hilfebedürftiger aufmerksam zu machen.

Auch der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V. beteiligt sich an dieser Aktion. Für eine mehrstündige Hospitation im ABZ Heiligkreuz in der Zellerau konnte Georg Rosenthal, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, gewonnen werden. Mehr als 30 Seniorinnen und Senioren warteten gespannt auf seinen Besuch.

Rosenthal nahm im Zuge des Mittwochsprogramm „Beschwingt in den Tag“ des ABZ Heiligkreuz am Rollentausch teil. Das wechselnde Programm beginnt immer um 10 Uhr mit einem zweiten Frühstück. Im Anschluss daran folgt ein thematischer Teil, der an jedem Mittwoch variiert. Zum Abschluss wird gemeinsam zu Mittag gegessen. Bevor die Gäste ihre Fragen an Rosenthal loswerden konnten, musste dieser erst einmal die Frühstücktische abräumen und die Spülmaschine beladen.

Wie ein normaler Arbeitstag des Oberbürgermeisters aussieht, wollte ein Gast wissen. „Wenn ich nicht einen Termin außerorts oder eine anberaumte Besprechung habe, bin ich ab 08:30 Uhr im Büro. Momentan beschäftigen uns mehrere Themen wie die großen Umbaumaßnahmen des Zeller Bocks oder des Bahnhofs. Außerdem muss die Erweiterung der neuen Straßenbahnlinie vorangetrieben werden. Auch die Konversionsfläche des ehemaligen Militärgeländes der Amerikaner bedarf vieler Besprechungen.“, so Rosenthal. „Außerdem sind Veranstaltungen oder Sitzungen zu leiten. Zusätzlich muss ich repräsentativen Aufgaben für die Stadt wahrnehmen. Es ist keine Seltenheit, dass ich nach einem langen Arbeitstag noch bis 22 Uhr ins Büro gehe und meine Post durchsehe. In der Regel komme ich auf eine Arbeitszeit von 70 bis 80 Stunden in der Woche. Samstags und sonntags nehme ich im Schnitt vier bis sechs Termine in Vereinen, Verbänden, Interessens- oder Ehrenamtsgruppen wahr. Diese Termine sind wichtig, um mit den Bürgern und Menschen in Kontakt zu kommen. Außerdem kann ich mich bei dieser Gelegenheit für das Engagement, dass sie der Stadt Würzburg entgegenbringen, bedanken.“

Wie er sich bei einem solchen Pensum erholen kann, fragte ein Gast. „Abends lege ich einfach die Beine hoch. Einen etwas längeren Urlaub kann ich mir eigentlich nur in den Sommerferien gönnen. Letztes Jahr waren es 14 Tage. Aber manchmal hat man schon das Gefühl, dass man sich in einem Hamsterrad befindet.“

Apropos Erholung: Damit der Oberbürgermeister bei all den Fragen kurz verschnaufen konnte, streute Andrea Steinruck, Mitarbeiterin im ABZ Heiligkreuz einen Sitztanz ein. Nach einer kurzen Einführung ging es direkt los. Da sich Rosenthal tatkräftig beteiligte, trägt demnächst bestimmt das ein oder andere Tänzchen zur Entspannung auf mehrstündigen Stadtratssitzungen bei.

Auch zur Frage, was ihm unter anderem für Senioren in Würzburg wichtig ist, nahm Rosenthal Stellung. „Das die Stadt mehr und mehr barrierefrei wird. Darauf muss beim Bau neuer Wohnungen, sowie beim Ein- und Ausstieg aus öffentlichen Verkehrsmitteln geachtet werden. Weitere wichtige Themen sind für mich, dass für junge Familien die Betreuungssituation verbessert wird. Hier ist gerade in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden viel erreicht und umgesetzt worden. Die Attraktivität der Innenstadt wollen wir weiter steigern und die Situation der öffentlichen Toiletten verbessern.“

Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass der Oberbürgermeister Ansprechpartner für Anliegen und Wünsche von Bürgern, Einrichtungen oder Firmen ist. Doch was wünscht er sich, Gesundheit vorausgesetzt? „Ich würde gerne einmal mit einem Postschiff fahren und dabei telefonisch nicht erreichbar sein. Oder wieder einmal nach Indonesien reisen. Dort habe ich mit meiner Familie bereits vier Jahre gelebt. Bücher zu Ende lesen, die ich immer wieder angefangen habe, aber aus Zeitgründen nicht fertig lesen konnte. Aber auch der Gedanke, mir den Tag selbst einteilen zu können ist mir sympathisch.“

Im Abschlussgespräch äußerte sich Rosenthal zur Zukunft des ABZ Heiligkreuz und was ihm der Rollentausch gebracht hat. „Man merkt, was die Bürger bewegt und wo wir Lösungen für die Anliegen finden müssen.“ Das ihm das wirklich wichtig ist, merkte man, als er im Dialog mit den Gästen immer wieder einige Punkte mitnotierte. „Es war eine sehr angenehme Atmosphäre. Für die Stadt und vor allem die Bürger ist es wichtig, dass es Treffpunkte wie das ABZ Heiligkreuz mit seinen Angeboten und Aktivitäten auch in Zukunft in den einzelnen Stadtteilen gibt. Denn was ist schlimmer, wie wenn man nicht weiß, was man mit seinem Tag anfangen soll?“

Das ABZ Heiligkreuz in der Zellerau ist ein Begegnungszentrum für ältere Menschen im Würzburger Stadtteil Zellerau mit der Zielsetzung soziale Kontakte der Senioren zu erhalten beziehungsweise zu fördern. Außerdem sollen körperliche sowie geistige Fähig- und Fertigkeiten der Senioren erhalten und erweitert werden. Das ABZ versteht sich in diesem Sinne als Kommunikations- und Bildungszentrum und bietet Hilfe aus einer Hand.

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