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Würzburg. Im Rahmen der Würzburger Montagsspaziergänge demonstrierten etwa 300 Menschen, unter ihnen auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, für verbesserte Rahmenbedingungen in der Altenpflege.

Ein hochsommerlicher Montagabend vor dem Würzburger Hauptbahnhof. Der Rasen hat längst aufgegeben bei der Hitze. Selbst das Wasser im Kiliansbrunnen scheint nur noch träge zu plätschern. Passanten suchen Schatten und warten träge schwitzend auf ihre Straßenbahn. Über dem Bahnhofsareal flirrt die Hitze, herrscht weitgehend Stille.

Doch gegen 18 Uhr wird es lebendig. Ist es erst nur eine Handvoll Menschen mit gelben Warnwesten, auf deren Rücken das Caritaslogo rot leuchtet, kommen nur Minuten später Männer und Frauen mit T-Shirts der Diakonie hinzu, dann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arche gGmbH, Mitstreiter des Bayerischen Roten Kreuzes, dann immer mehr Leute, denen die Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Altenpflege ein Anliegen ist. Schließlich ist die Gruppe auf 300 Personen angewachsen. Eine bunte und engagierte Truppe, die das Würzburger Sozialforum, dem alle großen Verbände und Träger im sozialen Bereich angehören, auf die Straße geholt hat.

Caritas-Luftballens, Fahnen, Pfeifen und Rasseln und ein Megaphon, dann geht es los in Richtung Innenstadt. Die Straßenbahnen müssen warten, denn der Demonstrationszug braucht die ganze Breite der Kaiserstraße. Georg Sperrle, Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Alter im Caritasverband für die Diözese Würzburg, greift zum Megaphon: „Mehr Zeit für die Pflege“ schallt es durch die Straße und die Menge stimmt in den Ruf ein. Zwischendrin weist Sperrle die Passanten auf die beklemmende Situation in vielen Altenheimen hin und macht klar, dass der zunehmende Fachkräftemangel diese noch verschärfen werde. Eine Pflegekraft kümmere sich heute schon um etwa 12 Pflegebedürftige. „Wir brauchen mehr Anerkennung und Respekt für die Pflegenden und die älteren Menschen in den Einrichtungen.“ Die harte Arbeit werde nicht genug gewürdigt. Neugierige Menschen am Straßenrand fragen hin und wieder nach, bekommen Infomaterial an die Hand. Die Botschaft eines Plakates scheint zu treffen „Pflege geht uns alle an – vielleicht bist Du als nächster dran.“ Sogar aus Miltenberg, Volkach, Bessenbach und Mespelbrunn sind Caritasleute gekommen, um ihrem Unmut Ausdruck zu geben. Einhellige Meinung: „Es muss sich etwas tun, wenn die Würde des Menschen noch etwas gelten soll.“

Begleitet durch die Polizei erreicht der Demonstrationszug den Vierröhrenbrunnen am alten Rathaus. Sperrle und andere geben Statements ab, würdigen die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen und fordern mehr Personal, mehr Zeit für die Pflege und eine schnelle Entbürokratisierung. Die Gruppe bestätigt die Aussagen immer wieder klatschend und pfeifend. Sie wissen genau worum es geht, denn die Mehrzahl arbeitet selbst im sozialen Sektor und erlebt Tag für Tag, was für viele der Schaulustigen nur eine Pressemeldung oder ein Internetbericht ist.

Sperrle dankt Rolf Müßig von der Arche gGmbH, einem der Initiatoren der Montags-Demo und verspricht, dass die Caritas auch im September wieder mitgehen wird, wenn es heißt: „Mehr Zeit für die Pflege“. „Bei unserer ersten Demo waren wir nicht einmal hundert Leute, heute sind wir schon dreimal so viele und am 9. September werden es noch mehr sein“, ruft Sperrle den Umstehenden zu und bekommt anhaltenden Applaus.

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